Wie ein roter Faden zieht sich der Versuch eines radikalen Fragens durch Heideggers Werk. Das eigentliche Wissen liegt für ihn nicht in der Antwort, sondern im Fragen selbst. Denn er sieht das Wissen nicht als theoretische Kenntnis, die sich in Sätzen äußert, sondern Wissen ist Stehen in der Unverborgenheit der Sache. Es kommt darauf an, in eine Offenheit zur Sache zu gelangen, und hier ist das Fragen der Antwort überlegen. Vor dem Hintergrund dieser Konzeption gelangt Heidegger zu einem Fragen, das auf seine Weise radikaler ist als das sokratisch-platonische - und erst recht als der cartesische Zweifel, der in Wahrheit bereits bedeutende Vorentscheidungen trifft.
Neben der Rolle des Fragens in Heideggers Philosophie ist die Problematik des Horizonts bzw. Vorverständnisses das zweite Hauptthema des Buches. Die Horizontalität aller Phänomene stellt die Suche nach Offenheit vor eigentümliche Schwierigkeiten. Es zeigt sich, dass ein Großteil der Änderungen in Heideggers Denk- und Frageweise sich aus dem Versuch heraus ergeben, mit diesen umzugehen.
So verhilft die Betrachtung des Fragens zu einem näheren Verständnis der Entwicklung von Heideggers Denken. Einen besonderen Schwerpunkt bildet dabei die "zweite Kehre" Anfang der 40er Jahre, die bislang kaum näher untersucht wurde. Diese Arbeit ist eine der ersten, die eine Interpretation dieser für das Verständnis von Heideggers Spätdenken wichtigen Wende vorlegt.