Johann Arndt (1555-1621) hat auf die Frömmigkeit in Deutschland während der frühen Neuzeit gewirkt und besonders auf den Pietismus einen entscheidenden Einfluss ausgeübt. Die heutige Arndt- und Pietismusforschung zeigt sich allerdings als ein umstrittenes Feld, in dem Arndts Gebetbuch Paradiesgärtlein bis heute nicht genügend berücksichtigt wurde. Jeung Keun Park untersucht Arndts Rezeption der mittelalterlich-mystischen und außerreformatorischen Quellen, deren Gedanken Arndt in den Protestantismus des 17. Jahrhunderts einströmen ließ. Es zeigt sich dabei, dass Autoren und Schriften wie Johann Tauler, die Theologia deutsch, Angela de Foligno, die Imitatio Christi, Valentin Weigel und Paracelsus großen Einfluss auf Arndts Schrift das Wahre Christentum (1605-1610) und die Texte des (pseudo-) Bernhard von Clairvaux auf das Paradiesgärtlein (1612) hatten.
Arndt fügte zu Luthers Verständnis des Glaubens die bernhardinische Frömmigkeit und Mystik hinzu, während Augustinus bei ihm zur Autorität der Rechtgläubigkeit gehörte. Durch die Rezeption der spätmittelalterlichen und bernhardinischen Quellen kam Arndt zum lebendigen Glauben und schuf ein Gebetbuch voller Widersprüche, in dem das Solus Christus, sola gratia et sola scriptura der Reformation ebenso aufgenommen ist wie die mystische praesentia Dei et Christi in der Seele der Glaubenden. Park illustriert diese Gegensätze, die dennoch eine gemeinsame Mitte haben, nämlich die Betrachtung des Gekreuzigten: »Jch sehe an mit gleubigen Augen den gecreutzigten Jesum«.