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Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können.
Bettina von Ergenthin schritt langsam durch die Zimmerflucht. Mit prüfendem Blick schweiften die grauen Augen durch die hohen, weiten Räume, die mit gediegener Vornehmheit ausgestattet waren. Viel Frühlingssonne, die ungehindert durch die geöffneten Fenster strömte, spiegelte sich in den blanken Flächen der Mahagonimöbel, huschte über die schweren Teppiche, das gepflegte Parkett, zitterte über Bilder, brach sich farbensprühend in Vasen und Schalen. Goldregen und Krokus, Schneeglöckchen, Anemonen und Leberblümchen, all die ersten Frühlingskinder prangten darin in strahlender Frische. Die stattliche Dame mit dem leicht angegrauten Haar betrat nun ein besonders lauschiges Gemach. Der hellgrüne Schleiflack der Möbel schimmerte wie weicher Samt, seidig glänzten die Bezüge der Polster, frisch wie eben gefallener Schnee wirkten Gardinen und Betthimmel, wie ein anmutiges Gebilde lag darunter die zartgrüne Daunendecke. »Hoffentlich ist es keine kleine Schleiereule, die fortan in dieser duftigen Angelegenheit ruhen wird«, ließ sich eine Stimme von der Tür her vernehmen, tief, sonor, mit einem leichten Unterton von Arroganz. Mit lachenden Augen sah die Dame der hohen Männergestalt entgegen, die nun näher trat. »So wird dieses reizende Etuichen sie bestimmt verschönen«, war die mutwillige Antwort... »Wie nämlich der Ton die Musik macht, so macht die Hülle und die Umrahmung den Menschen, du Spötter. Komm, sieh dir auch die andern Räume an und gib dann zu, daß an mir eine geniale Innenarchitektin verlorengegangen ist.« Seite an Seite gingen sie durch die Zimmer, bis der Mann bewundernd sagte: »Tatsächlich, Tinchen, mit der Möblierung hast du dich selbst übertroffen. Kaum zu glauben, was aus den alten Sachen geworden ist. Das glänzt und gleißt ja alles wie neu.« »Da siehst du, was man mit Politur, Lack, Farbe, Terpentin, Benzin, Wasser und Seife alles erreichen kann. Nun weiß man erst, wieviel Wertvolles der alte Kasten hier birgt. Das Herumstöbern darin hat mir riesige Freude gemacht.« »Merkt man, wenn man das harmonische Ganze betrachtet.