Tatjana Schnütgen untersucht die Bezüge zwischen Tanz, Ästhetik und Spiritualität. Während Tanz ein kultur- und religionsübergreifendes Phänomen darstellt, ist „Kirchentanz“ ein Phänomen, das in Deutschland erst in den vergangenen Jahrzehnten in unterschiedlichen Spielarten und Stilen entwickelt wurde. Welche Bedeutung können „kirchliche Tanzszenen“ für die an ihnen Teilnehmenden haben? Wie ist die damit verbundene ästhetische Erfahrung zu beschreiben? Welche Wirkungen für Glaube und Spiritualität und welche Implikationen für die Praktische Theologie bringt der Tanz mit sich? Kann die Kategorie der „ästhetischen Erfahrung“ eine Vermittlungsfigur zwischen Tanz und Spiritualität bilden?
Schnütgen legt eine umfangreiche qualitativ-empirische Untersuchung zur Bearbeitung dieser Fragen vor und bietet interdisziplinäre Reflexionen. Dabei geraten Tanzwissenschaft, Philosophie, Empirie und Praktische Theologie in ein gemeinsames Feld, in dem die Autorin tatsächliche und mögliche Wechselwirkungen auf vielfältige Weise sichtbar macht. Kirchentanz wird in seinen unterschiedlichen Aspekten nicht nur auf der Basis vorliegender Abhandlungen „über“ Tanz dargestellt, sondern seine Gestalt und Bedeutung aus den Äußerungen derer, die im Kirchentanz aktiv sind, generiert. Ihre Erkenntnisse gewinnt Schnütgen durch die theoretischen Herangehensweisen und Methoden der empirischen Sozialforschung, die sie schließlich unter den kulturwissenschaftlichen Reflexionsperspektiven der „Semiotik“ und „Performativität“ einordnet und würdigt.