Mit Beginn des 20. Jahrhunderts ändern sich die Rezeptionsweisen außereuropäischer Kulturen; insbesondere Asien als "zentrales Feld von Welterfahrung" (Osterhammel) weckt erneutes und anders gerichtetes Interesse als in der Epoche des Orientalismus. In den Künsten entwickelt sich zwischen dem nahenden Ende des Imperialismus und der Gegenwart ein neuer und produktiver Umgang mit den enormen kulturellen Ressourcen Asiens, der über eine Sequenz von Fallstudien insbesondere aus den Bereichen der Architektur, Kunst und Literatur dargestellt werden soll. Dabei wird auch deutlich, dass der Blick der Akteure zunächst meist von West nach Ost geht, bevor, vor allem nach der Dekolonisation, tatsächlich reziproke Kommunikationen entstehen. Im Hintergrund stehen zwei Fragen: Ergeben sich mit fortschreitender Globalisierung auch transkulturelle Mischungen? Und in welcher Weise hat der Bezug der westlichen und später ebenso der östlichen Avantgarden auf die bestehenden Kulturen Asiens die Richtung der Moderne insgesamt verändert? Ansätze indizieren, dass sich mancherorts aus einem universalistisch-homogenisierenden Projekt etwas Neues, eine plurale, historische wie kulturelle Differenzen mehrsträngig mit einbeziehende Moderne zu entwickeln begonnen hat.