Wie auch immer ein "Neuanfang" einzelner Autoren nach 1945 ausgesehen hat, er war wohl in keinem Fall geprägt von einem definitiven gedanklichen Schnitt mit der Zeit vor 1945, was die poetologische und ästhetische Ausrichtung sowie die gehaltliche Füllung ihrer Werke betrifft. Insgesamt reicht das Spektrum der Schreibstile, die vor und nach 1945 Verwendung fanden, von Neuromantik, Neuer Sachlichkeit bis hin zu Symbolismus, Neuhumanismus oder einem radikalen Verismus.
Die Beiträge dieses Sammelbands spüren dieser Umbruchsituation anhand einzelner Beispiele nach. Es werden 27 monographische Analysen von Autoren mit Wurzeln und Wirkungsorten im westlichen und östlichen Europa geboten, so dass ein vielfacettiges "Bild" der literarischen Situation um 1945 entsteht. Durch die stringente Fokussierung der Analysen auf die Auswirkung der Schwellensituation 1945 auf Ästhetik und Poetologie entsteht ein dichtes Bild der hochkomplexen literarischen Situation, die sich nicht durch Überblicksdarstellungen beschreiben lässt.