Bosnien-Herzegowina, 1993. Jane Abbott, eine altgediente Londoner Kriegsberichterstatterin, die nach über zwanzig Jahren Arbeit in globalen Krisenherden so leicht von nichts mehr aus der Fassung zu bringen ist, ist fassungslos. Fassungslos darüber, dass sie gerade ausgerechnet hier dem Sohn der berühmt-berüchtigten Ingrid Heimlich über den Weg gelaufen ist, der seit Jahren spurlos von der Bildfläche verschwundenen Anführerin einer linksradikalen Terrorgruppe. Benjamin Heimlich, der gestrandete junge Möchtegern-Reporter, den sie gerade aufgelesen hat, ist entweder furchtlos oder absolut naiv (höchstwahrscheinlich aber absolut naiv), und wären diese serbischen Partisanen ihnen nicht auf den Fersen, hätte sie ihn noch den ganzen Tag mit Fragen über seine lang verschollene Mutter bombardiert.
Los Angeles, 1994. Ben, tief traumatisiert von all dem Grauen, das er letztes Jahr in Bosnien mitangesehen hat-und, wie immer, sich Gedanken machend, wo womöglich seine Mutter ist-zieht nach Kalifornien, wo er sich in dem lokalen Stadtbezirk und internationalen Sinnbild namens Hollywood niederlässt. Während die Jahre verstreichen und er nicht nur älter, sondern irgendwann sogar halbwegs erfolgreich wird, wird ihm immer klarer, dass kein vordergründiger Wohlstand seine tiefe Einsamkeit und innere Verzweiflung zu vertreiben in der Lage ist. Als er Isabel begegnet, die ihre schwere Kindheit und Jugend in Mexiko hinter sich gelassen und in Los Angeles ein neues Leben für sich aufgebaut hat, erlebt er endlich-endlich!-so etwas wie Glücks- und Zugehörigkeitsgefühl.
Kapitel um Kapitel werden die Beweg- und Hintergründe von Ben Heimlich und seiner Mutter illuminiert aus den verschiedenen Blickwinkeln von, unter anderem, einem Berliner Kunststudenten in einer 1971 gekaperten Lufthansa-Maschine in Tripolis; einem alternden, obdachlosen und immer noch mit ungebrochener Zuversicht auf seinen großen Durchbruch hoffenden Schauspieler in Hollywood 1994; einem im Frühsommer 1945 durch die schwelenden Überreste von Berlin irrenden jungen Mädchen; einem für das US State Department arbeitenden Schattenmann, der im der Verlauf der Achtziger Jahre in den innerstaatlichen Angelegenheiten diverser südamerikanischer Nationen interveniert; und dem Sohn deutscher Immigranten, der im Zweiten Weltkrieg auf Seiten der Amerikaner gegen die ehemaligen Landsleute seiner Eltern kämpft.