Wenn Sexualität in der Literatur eine Frage ihrer zureichenden Darstellung ist, so ist sie in der Wett-bewerbsgesellschaft das Problem der immer noch stärkeren Darstellung. Dabei stößt diese an ihre quasi natürlichen Grenzen. Die Organe und Requisiten nackter Menschen sind limitiert, ihre Kombinationsfähigkeit endlich. Wir sind keine lustvolle Gesellschaft; davon zeugen die Repräsentanten unserer Lust. Die Konventionen sterben aus, welche die Opposition der Lust erfinderisch gemacht haben. Auch die Intimität weiß nichts mehr von ihrem Reiz, den auch die Neuigkeit nicht wiederhergestellt hat, daß Berührung tödlich sein kann.
Nichts Sexuelles sei uns mehr fremd? In diesem Bericht aus einem japanischen Nachtklub kann man es anders lesen. Muschg beschreibt eine Inszenierung, die ihn vollkommen befremdet hat. Sie erschien ihm nicht mehr von dieser Welt - bevor ihm der Verdacht kam, sie sei es nur zu sehr. Den Schritt, den eine Männergesellschaft hier hinter die bekannte Zivilisation zurückgeht, könnte sie ihr voraushaben. Nicht jede unerhörte Begebenheit hat das Zeug zur Novelle. Diese war ein Lust-Spiel, das den Autor das Fürchten lehrte.