Die vorliegende Arbeit stellt eine soziolinguistische Untersuchung des in Québec gesprochenen Französisch dar. Ausgangspunkt sind die in Québec weit verbreiteten Abwertungen der eigenen Sprachvarietät. Sprachqualität und Sprachnorm sind Schlüsselwörter einer emotionsgeladenen Debatte, die nicht nur linguistische Fachkreise, sondern die gesamte Bevölkerung beschäftigen. In den letzten Jahren konzentriert sich die Diskussion auf die Sprache im Fernsehen, dem eine besondere Verantwortung für die Verbreitung der hochsprachlichen Norm zugeschrieben wird. Zahlreiche Kritiker bezweifeln, daß das Fernsehen dieser Aufgabe gerecht wird, können sich bisher jedoch kaum auf wissenschaftliche Studien berufen.
Die Studie untersucht die Sprachvariation im frankophonen Fernsehen Québecs anhand von 34 phonologischen und morphologischen Variablen in Abhängigkeit von außersprachlichen Faktoren wie dem Sendungstyp und dem Sender. Die sprachliche Analyse zeigt, daß das frankophone Fernsehen Québecs durchaus seine Vorbildfunktion erfüllt und zugleich durch seine Mannigfaltigkeit die gesellschaftliche und sprachliche Realität widerspiegelt. Die Resultate zwingen dazu, die negativen Wahrnehmungen des Sprachgebrauchs im Fernsehen zu relativieren und verweisen auf außersprachliche Faktoren als mögliche Ursachen, deren genaues Wirken nur mittels weiterführender interdisziplinärer Studien geklärt werden kann.
Die Arbeit wurde mit dem Prix d'excellence du Gouvernement du Québec ausgezeichnet.